Tatjana Pokorny
· 29.01.2024
Das Unvermeidliche ist für Tom Laperche zur traurigen Gewissheit geworden: Knapp eine Woche nach seiner Ankunft in Kapstadt musste Team SVR Lazartigue am Montag verkünden, dass eine Wiederaufnahme des Rennens für den blauen Riesenfoiler nicht möglich sein wird. Die Schäden sind nach Teamauskunft zu groß, um einen Neustart weiter in Erwägung zu ziehen.
Wir müssen uns damit abfinden, dass wir das Rennen abbrechen müssen” (Tom Laperche)
Tom Laperche war am vergangenen Dienstag in Kapstadt angekommen. Die Kollision mit einem unbekannten Objekt hatte sich bereits am 18. Januar ereignet. Das Team will sich nun darauf konzentrieren, das Boot in die Heimat nach Concarneau zu bringen. Die “SVR Lazartigue” soll im Herbst um die Trophée Jules Verne kämpfen.
“Wir müssen uns damit abfinden, dass wir das Rennen abbrechen müssen”, erklärte Tom Laperche ernüchtert. Der junge Skipper, der so stark ins Rennen eingestiegen war und im Südatlantik in sehenswerter Weise mit Charles Caudrelier auf “Maxi Edmond de Rothschild” um die Führung gerungen hatte, war durch die “Ufo”-Kollision” jäh ausgebremst worden. Die winzige Hoffnung auf ein Reparatur-Happy-End in Kapstadt und die Rückkehr ins Rennen hat sich nicht erfüllt.
Angesichts der Größe des Schadens im Rumpfboden ist ein Neustart nicht möglich” (Cécile Andrieu)
Die offizielle Aufgabe erfolgte an diesem Montag in Absprache mit dem gesamten Team und den Partnern. “Wir haben das Ausmaß des Schadens gesehen, als wir das Boot aus dem Wasser gehoben haben”, erklärt Teammanagerin Cécile Andrieu. Weiter sagte sie mit Blick auf die technischen Möglichkeiten des Teams in Kapstadt: “Angesichts der Größe des Schadens im Rumpfboden ist ein Neustart nicht möglich. Die Reparatur erfordert sehr komplizierte und langwierige Arbeiten. Wir haben nicht unbedingt die Kapazität, diese hier auszuführen.”
Tom Laperche trauerte entsprechend: “Das ist natürlich schwer zu akzeptieren. Ich wollte daran glauben und hoffen, dass wir den Schaden schnell beheben können.” Stattdessen musste das Team erklären: “Die Schäden sind viel zu groß, als dass man sich eine angemessene Frist vorstellen könnte, um das Rennen wieder aufzunehmen und sich in den Indischen Ozean und dann in den Pazifik zu begeben.”
Für Tom Laperche war es nicht nur der erste größere Schaden bei einer Regatta. Auch hat er zum ersten Mal ein Rennen aufgeben müssen. Gleichzeitig markiert das Aus die erste Aufgabe eines Teams bei der historischen Premiere der Arkea Ultim Challenge. Im Team SVR Lazartigue blickt man aber schon in die Zukunft. “Wir werden den Trimaran weiter zuverlässig machen und verbessern. Ich möchte so schnell wie möglich wieder segeln”, versicherte Tom Laperche.
Die “SVR Lazartigue” wird voraussichtlich in der zweiten Märzhälfte in Concarneau eintreffen. Die dort erforderlichen Arbeiten beziffert das Team mit “voraussichtlich drei Monaten”. So soll der Riesenfoiler zur Sommersaison wieder zu Wasser gelassen werden können. Dann sei es auch schon an der Zeit, sich auf die nächste Herausforderung vorzubereiten: die Jules-Verne-Trophäe, zu der sich das klassische Standby-Zeitfenster ab Ende Oktober öffnen wird. Cécile Andrieu beschrieb diese kommende Herausforderung wie einen Anker im Sturm für ihr Team: “Dieser Termin wird unsere nächsten Wochen bestimmen wie ein kleines Licht am Ende des Tunnels.”
Auf See geht es indessen sportlich weiter zur Sache: Charles Caudrelier hat den Längengrad von Kap Leeuwin am Sonntag (28. Januar) um 1:03:10 Uhr gekreuzt. Dabei hat er einen neuen Rekord für die Einhanddurchquerung des Indischen Ozeans aufgestellt. Die vorherige Bestmarke von Thomas Coville aus dem Jahr 2016 verbesserte Charles Caudrelier auf “Maxi Edmond de Rothschild” um 3 Stunden und 57 Minuten.
Den Abschnitt zwischen Kap Agulhas (Südafrika), dem Eingangstor zum Indischen Ozean, und dem Südostkap als Verbindungspunkt zwischen dem Indischen und dem Pazifischen Ozean meisterte Caudrelier in 8 Tagen, 8 Stunden, 20 Minuten und 36 Sekunden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30,7 Knoten. Die absolute Bestzeit auf diesem Abschnitt bleibt bei Team Idec: Francis Joyon und seine Crew stellten sie bei ihrem erfolgreichen Jules-Verne-Ritt 2016 auf.
Unter der Voraussetzung, dass das World Sailing Speed Record Council (WSSR) Caudreliers Bestmarke bestätigt, hat der 49-Jährige aus Fouesnant damit bei der Arkea Ultim Challenge seinen ersten transozeanischen Rekord aufgestellt. Bereits am 25. Januar hatte sich Team Gitanas Nummer eins die neue Referenzzeit für Einhandsegler zwischen Ouessant und Kap Leeuwin gesichert. Er hatte die von François Gabart im Jahr 2017 aufgestellte Zeit um 1 Tag, 8 Stunden, 25 Minuten und 55 Sekunden verbessert.
Das Szenario auf See sah 22 Tage nach dem Start der Arkea Ultim Challenge in Brest am 7. Januar so aus: Charles Caudrelier führte das nun auf fünf Boote geschrumpfte Feld mit 2.460 Seemeilen Vorsprung vor Thomas Coville auf “Sodebo Ultim 3” an. Nur noch rund 360 Seemeilen hinter Thomas Coville gab Armel Le Cléac’h auf “Banque Populaire XI” bei knapp 34 Knoten Speed am Montagmittag bei seiner Aufholjagd Vollgas.
“Actual Ultim 3”-Skipper Anthony Marchand hat durch seinen Reparaturstopp in Kapstadt 5.620 Seemeilen Rückstand auf den führenden Charles Caudrelier angesammelt, war aber bereits in den Indischen Ozean eingetaucht. Ihm folgt der inzwischen auch wieder aus Kapstadt losgesegelte Éric Péron auf “Adagio”, der gut 6.520 Seemeilen hinter dem Spitzenreiter liegt.