Tatjana Pokorny
· 13.05.2024
Im 6. Baltic 500 waren an diesem Wochenende Konzentration, Konstanz und gute Nerven im überwiegend von leichteren Winden geprägten Rennen über rund 350 Seemeilen von und nach Strande gefordert. Der Kurs hatte seine 40 teilnehmenden Zweihand-Crews rund Seeland geführt. Elf Teams haben die Geduldsprüfung unterwegs aufgegeben, 29 unterschiedliche Boote und ihre Crews konnten die Langstrecke beenden. “Die Flotte ist sehr kompakt ins Ziel gekommen. Alle waren binnen rund sieben Stunden drin. Das hatten wir so auch noch nicht. Es war ein Kleine-Boote-Rennen in diesem Jahr”, berichtete Baltic-500-Mitgründer und Wettfahrtleiter Cord Hall vom ausrichtenden Yacht-Club Strande.
Um 4 Uhr morgens hatte Cord Hall den Job an der Ziellinie an Segel-Freund und Baltic-500-Teamkollegen Rasmus Töpsch abgegeben, um sich kurz zwei Stunden Schlaf zu gönnen, bevor er sich wieder der Regatta, ihren Teilnehmern und den Ergebnissen widmete. Als First Ship Home kam die Class 40 “Red” mit Paul Posch (Altonaer Segel-Club) und Finn Groetzner (Norddeutscher Regatta Verein) mit einer gesegelten Zeit von 2 Tagen, 12 Stunden, 55 Minuten und 5 Sekunden ins Ziel. In der ORC-Club-Wertung führten die Line Honors auf Platz 19.
Geglänzt haben nach berechneter Zeit in den vorwiegend sanften Winden die kleineren Yachten. Leif Petersen und Joshua Goller vom Neustädter Seglerverein siegten mit ihrer First 31.7 in der ORC-Club-Gesamtwertung vor Jonas Hallberg (Kieler Yacht-Club) und Till Barth (Yacht Club Godewind) mit ihrer beim Baltic 500 wohlbekannten JPK 10.30 “Hinden”. Auf Platz drei segelten in ORC Club Dirk Meiburg und Hanno Zimmermann vom Segler-Verein Trave auf der modifizierten F & F 95 “Feinschliff”.
In der Einheitsklasse Dehler 30 OD beeindruckte der “Doppel-Luca”: Luca Mayer und Luca Leidholdt trieben ihre “Play Harder” in der schnellsten Zeit ihrer Gruppe in 2 Tagen, 16 Stunden, 36 Minuten und 52 Sekunden über den rund 350 Seemeilen langen Kurs. In der ORC-Club-Wertung führte das nach berechneter Zeit bis hinauf auf Platz acht. “Die beiden waren die ganze Zeit über stark unterwegs. Spätestens ab der Großen-Belt-Brücke konnten sich ‘Play Harder’ und ‘tutto bene’ etwas vom restlichen Dehler-Feld absetzen. Auf der Strecke von Gedser Richtung Langeland ist ihnen dann auch noch einmal ein guter Move gelungen”, berichtete Cord Hall vom Regattaverlauf auf See.
Mit 23 und 24 Jahren waren Luca Mayer und Luca Leidholdt (Konstanzer Yachtclub/Kieler Yacht-Club) erneut das jüngste Team bei dieser Edition der Baltic 500. Ihre Leistungskurve ist beeindruckend: Bei der ersten stürmischen Baltic-500-Teilnahme noch hatte Luca Mayer aufgeben müssen. Im vergangenen Jahr segelten die beiden Lucas bereits auf Platz vier, jetzt zum Klassensieg. “Dabei bekommen wir nicht immer genügend Schlaf, weil wir bei den Übergaben auch viel lachen und Witze machen”, berichtet Luca Mayer von einem der vielen Motivationsfaktoren für seine erfolgreiche Crew.
Es war eine heiße Sache, mit denen da rüberzudübeln” (Luca Mayer)
Sportlich bewertet Luca Mayer das Zweihand-Rennen als “coole Herausforderung”. Auch der Start in einer Einheitsklasse wie der Dehler 30 OD mache es zu einem schönen Rennen. Weiter sagte der in Kiel lebende Konstanzer: “Wir haben alles von keinem Wind bis 18, 20 Knoten in manchen Böen erlebt. Ab Langeland haben wir einen schnellen Code-Gang an die Nordspitze von Seeland genossen. Dann kam eine heiße Nummer mit dem A5 von der Nordspitze bis Sjællands Rev. Wir waren mit 13, 14 Knoten Speed unterwegs. Wir sind dann länger mit der ‘Hinden’ gefahren, die einen etwas größeren Spi oben hatten. Die sind dann aber ein paar Male abgeschmiert. Es war eine heiße Sache, mit denen da rüberzudübeln.”
Luca Mayer, der wie sein Co-Skipper Luca Leidholdt auch in größeren Mannschaften Regattasport betreibt, schwärmt lächelnd von der Dehler 30 OD: ”Die ist so ein tolles Boot, hat alle coolen Sachen an Bord, die man sich wünscht. Plus viel zu große Sege l…” Knapp konnten die Lucas mit ihrer “Play Harder” die immer wieder stark aufkommende “tutto bene” in Schach halten, die das Ziel als zweite Dehler 30 OD nach 2 Tagen, 17 Stunden, 23 Minuten und 28 Sekunden erreichte. “Die sind ein super Rennen gefahren”, zollte Luca Mayer der Konkurrenz viel Respekt. Auch dem Baltic 500 als Regattaherausforderung gibt der Masterstudent der Wirtschaftsinformatik Bestnoten: “Dieses Doublehand-Format ist supercool!”
Die Sun Fast 30 OD ist ein agiles Boot, das schnell anspringt” (Lina Rixgens)
Dem Urteil schlossen sich Lina Rixgens (Verein Seglerhaus am Wannsee) und Sverre Reinke (Turn- und Sportverein Schilksee von 1947) nach dem Zieldurchgang mit ihrer neuen Sun Fast 30 OD an. Lina Rixgans sagte: “Wir sind superhappy mit dem Baltic 500 und mit unserem Boot. Insgesamt sind wir flott unterwegs, fahren guten Speed, haben gute erste Erfahrungswerte sammeln können. Alles, was Leicht- und Mittelwind ist, Reach und Downwind, fährt es einfach richtig gut.” Zum Rennverlauf sagte Lina Rixgens: “Es war gar nicht so viel Leichtwind: Die Hälfte der Zeit waren es vielleicht unter zehn Knoten, die andere Hälfte gab es aber schon Mittelwind von zwölf bis maximal 20 Knoten. Ein bisschen mehr Wind war schon auch dabei.”
Die neue Sun Fast 30 OD beschrieb Lina Rixgens als “recht agiles Boot, das echt schnell anspringt”. Es vertrage dadurch eher weniger Segelfläche: “Man hat schon schnell Schräglage und muss dementsprechend reduzieren. Das ist beispielsweise auch der große Unterschied zur Dehler 30. Einfach, weil die Wasserlinie so schmal ist. Dafür läuft es natürlich auch super bei Leichtwind.”
Das Rennen hat ihre Crew genossen: “Es war echt schön, mit vielen verschiedenen Bedingungen dabei. Es ist ja immer ein abwechslungsreicher Kurs mit ein bisschen offenem Wasser, aber auch einigen engen Stellen. Es war ein guter Mix mit guten Gegnern, mit denen man spannende Matches hatte. Zum Schluss hatten wir mit der ‘Play Harder’ ein schönes Kopf-an-Kopf-Rennen bis zum Ziel, das wir für uns entscheiden konnten. Vor allen acht Dehlers gewesen zu sein, die ja eine halbe Stunde vor uns gestartet sind, das war schon ganz cool für uns zu sehen.”
Auf der Kehrseite stand für Lina Rixgens und Sverre Reinke nur das Ergebnis: “Mit der Platzierung sind wir dementsprechend überhaupt nicht zufrieden. Vor allem, weil unser Boot jetzt einen ziemlich guten ORC-Messbrief hat, mit einem guten APH-Wert, mit dem wir in ORC 2 eigentlich Zweite geworden wären.” Die Ergebnisse wurden aber, so Rixgens, “mit Triple-Number für Lightwind berechnet”. Und danach, so Rixgens, “werden wir extrem bestraft und sind jetzt halt auf den fünften Platz gerutscht, was – wie wir finden – weder unser Boot noch unsere Leistung widerspiegelt.”
Lina Rixgens erklärt: “Wir sind das schon von ORC gewohnt. Deswegen haben wir jetzt auch ein One Design gekauft. Eigentlich haben wir mit dem Boot schon auch Potenzial, in ORC mitzumischen. Das werden wir jetzt einfach in den kommenden Regatten im weiteren Jahr weiter testen und ausreizen. Und dann hoffentlich auch mal berechnet gute Ergebnisse einfahren und nicht nur gesegelt.” Die gesegelte Zeit von “Gaia”, die als fünftes Boot der Flotte ins Ziel gekommen war: 2 Tage, 16 Stunden, 4 Minuten und 29 Sekunden.
Als erstes Boot der kleinen Yardstick-Gruppe war nach 2 Tagen, 19 Stunden, 38 Minuten und 54 Sekunden die “Mona Lisa” mit York Ilgner (Segler-Vereinigung Malente-Gremsmühlen) und Andreas Sasse (Segel-Verein Altona-Oevelgönne) ins Ziel gekommen. Die Veranstalter zogen am Sonntagnachmittag bei der Siegerehrung auf dem Gelände des Yacht-Club Strande gleich neben dem Olympiazentrum Kiel-Schilksee zufrieden Bilanz. Cord Hall sagte: “Die Starterzahl liegt konstant in den 40ern, alles hat gut geklappt. Die Verkürzung auf die Bahn rund Seeland war die richtige Entscheidung, die Teilnehmer sind happy.”